Mary Toft

Porträt der Mary Toft nach John Laguerre (1688–1748)

Mary Toft, gelegentliche Schreibweise auch Tofts, geborene Denyer (* getauft am 21. Februar 1703[1] in Godalming; † Januar 1763, begraben am 13. Januar 1763 in Godalming), war eine Dienstmagd aus Godalming, Surrey, England. Sie erlangte 1726 Berühmtheit, weil sie angeblich Kaninchen zur Welt gebracht hatte. Dies löste eine ausgedehnte wissenschaftliche und öffentliche Kontroverse und ein enormes Interesse innerhalb der Bevölkerung aus, vor allem auch ein breites Echo in der im 18. Jahrhundert noch jungen Zeitungslandschaft und periodischen Presse.

Obwohl der Fall unter Berücksichtigung des damaligen Wissensstands vergleichsweise schnell aufgeklärt wurde, ruinierte die Betrugsaffäre doch die Karriere mehrerer prominenter Gelehrter. Sie sahen sich wegen ihrer Leichtgläubigkeit öffentlichem Hohn und Spott ausgesetzt. Das Geschehen war wochenlang Tagesgespräch im ganzen Land und Gegenstand unzähliger Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Karikaturen und Pamphlete. Toft und ihre Kaninchen waren nicht nur wegen der Vielzahl der über ihren Fall veröffentlichten wissenschaftlichen Texte in das öffentliche Interesse gerückt, sondern auch wegen des ungeheuren Medienechos und der Fülle literarischer und künstlerischer Reaktionen auf die angeblichen Kaninchengeburten. Die Affäre wurde viele Male in zeitgenössischen Karikaturen persifliert, nicht zuletzt durch den englischen Künstler und Gesellschaftskritiker William Hogarth, der in seinen satirischen Bildern Ärzte des Öfteren als Quacksalber verspottete und dessen Kupferstiche in Deutschland Georg Christoph Lichtenberg kommentierte. Ob Gedicht, Theaterstück oder Zeichnung, es gab kaum eine Kunstrichtung, die die „Kaninchenfrau“ – wie der Volksmund sie nannte – nicht zum Thema gehabt hätte.

„Nie wurde die Ärzteschaft in den Augen der Öffentlichkeit so lächerlich gemacht wie anlässlich dieser Affäre“, heißt es in einem Fachartikel des Londoner Gynäkologen S. A. Seligman aus dem Jahr 1961.[2]

Selbst bis in die jüngste Zeit ist der Fall immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher, wenn auch nicht medizinischer oder gynäkologischer Abhandlungen und war 2005 der BBC eine Reportage wert, die mit den Worten begann:

“There were several notable events in England in 1726: George Frideric Handel became a British subject, Jonathan Swift published Gulliver’s Travels, and Mary Toft gave birth to at least 17 ‘preternatural’ rabbits.”

„Im England des Jahres 1726 gab es mehrere bemerkenswerte Ereignisse: Georg Friedrich Händel wurde britischer Staatsbürger, Jonathan Swift veröffentlichte Gullivers Reisen, und Mary Toft gebar mindestens 17 ‚übernatürliche‘ Kaninchen.“

Dmitri Gheorgheni[3]
  1. Der 21. Februar 1703 wird als Taufdatum im Oxford Dictionary of National Biography angegeben, das ältere Dictionary of National Biography hat das Geburtsjahr 1701 mit einem Fragezeichen gekennzeichnet.
  2. S. A. Seligman: Mary Toft – The Rabbit Breeder. In: Medical History. Band 5, Nr. 4, Oktober 1961, ISSN 0025-7273, S. 349–360, PMID 13910428, PMC 1034653 (freier Volltext).
  3. Dmitri Gheorgheni: Mary Toft - The Woman Who Gave Birth to Rabbits. BBC, Dezember 2005.

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